Das ist die Höhe! Widerstand gegen die geplante Bebauung der Zähringer Höhe
Fahrrad-Demo am 8.11. | Start: 13 :30 Uhr, Platz der Alten Synagoge | kurzer Zwischenstopp beim Colombi-Hotel / Versammlung in der Wildtalstraße/Ecke Höheweg ab 14 Uhr Ende: ca. 16 Uhr, Neubaugebiet Zähringer Höhe
Liebe Medienschaffende,
„Der Klimawandel entscheidet darüber, wie wir leben […]. Der Artenschwund entscheidet, ob wir leben“ werden, sagt die renommierte Biodiversitätsexpertin und Trägerin des Deutschen Umweltpreises Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese. Dieser breit geteilten Erkenntnis folgend, hat der Freiburger Gemeinderat im Jahr 2019 mit großer Mehrheit ein viel gelobtes Klima- und Artenschutzmanifest beschlossen1. Gemeinderat und Stadtverwaltung erkennen die existenziellen Gefahren, die aus dem Artensterben folgen ausdrücklich an: „Aktuell sind weltweit rund 1 Mio. Arten vom Aussterben bedroht und die Biomasse von Fluginsekten [hat] in Deutschland in 25 Jahren um 75 % abgenommen.“ Die Stadt Freiburg erkennt daher „die Eindämmung des Klimawandels und des Artensterbens als wichtigste Aufgabe ihres Handelns [an] und richtet alle ihre Entscheidungen auf die Erreichung dieser Zielsetzungen aus.“
Obwohl sich die Stadt Freiburg für ihre weitreichenden Absichtserklärungen lobt, ist der Freiburger Gemeinderat bereit, einen der biodiversitätsreichsten und wertvollsten Naturräume auf Freiburger Gemarkung der „Baulobby“ zu opfern. Die Zähringer Höhe besteht aus artenreichen und naturnahen Streuobstwiesen, die Lebensraum selten gewordener und vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten sind. Kein anderer Lebensraum ist in Baden-Württemberg so bedroht, wie die Streuobstwiesen. Im Gebiet der Zähringer Höhe leben u. a. die vom Aussterben bedrohten Vogelarten Neuntöter, Klappergrasmücke, Wendehals, Kleinspecht u. v. m.. Noch dramatischer als der Rückgang der Vogelbestände ist das Insektensterben: U.a. Bunter Apfelbaum-Prachtkäfer, Rothalsiger Herzschild-Schnellkäfer und der Körnerbock haben im Bereich des geplanten Baugebiets ihre verbliebenen letzten Vorkommen in der Oberrheinebene im Südwesten.
Die Entwicklung des Baugebiets ist ein Skandal!
Die Planungen die Zähringer Höhe zu bebauen, reichen bis in die 1970er Jahre zurück: „Spekulanten, wozu auch prominente Freiburger*innen gehören, haben vor Jahrzehnten mit Aussicht auf spektakuläre Gewinne zu Spottpreisen Grundstücke erworben, weil ihnen versprochen wurde, dass die Zähringer Höhe Bauland würde. Inzwischen hat sich die Biodiversitätskrise dramatisch verschärft, doch trotz ambitioniertem Artenschutzmanifest segnet der Freiburger Gemeinderat das Baugebiet ab, obwohl alle wissen, dass die Bebauung katastrophale Folgen hat“, ab, sagt Ralf Schmidt vom NABU Freiburg, der das Baugebiets Zähringer Höhe seit langem kritisiert. Die korrupte Vorgeschichte des heutigen Baugebiets Zähringer Höhe wäre bereits Grund genug, das irrsinnige Baugebiet zu stoppen.
Luxus-Wohnungen statt Artenreichtum
Aufgrund der hohen Erschließungskosten des Baugebiets werden fast ausschließlich Wohnungen und Häuser im oberen Preis- und Luxussegment gebaut. Der Anteil geförderten Wohnraums auf dem rund 5 ha großen Baugebiet, auf dem 300 Wohneinheiten entstehen sollen, würde lediglich 20 Prozent betragen. Neben teils fünfstöckigen Wohnhäusern würden sogar die wegen ihres hohen Platz- und Energieverbrauchs besonders problematischen Einfamilienhäuser gebaut. Diese Planung verstößt gegen einen Gemeinderatsbeschluss: In Neubaugebieten muss 50 Prozent geförderter Wohnraum entstehen; hierdurch unterläuft der Freiburg Gemeinderat seine eigenen progressiven Beschlüsse. Dieses Bauprojekt der Luxus-Wohnungen entsteht zu einer Zeit, in der in Freiburg so viel gebaut wird, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In neuen Stadtteil Dietenbach entstehen 7000 Wohneinheiten für 17.000 Menschen, in Kleinescholz 500 WE, wird für 1300 Menschen gebaut, in Lehen Zinklern, 550 WE, entsteht Wohnraum für weitere 1400 Menschen. Und sollten diese gewaltigen Bauvorhaben noch immer nicht ausreichen, böte sich im Freiburger Norden zwischen Zähringen und Gundelfingen auf dem Areal der Märkte Marktkauf & Mömax ein großes bereits versiegeltes Gebiet zur Bebauung an, auf dem 1400 Wohneinheiten für 4000 Menschen errichtet werden können; ein Gebiet, das bereits durch die Straßenbahn bestens erschlossen ist.
Neubaugebiet verursacht Gefahren für den Radverkehr
Fabian Kern vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisiert, dass der durch das Neubaugebiet entstehende KFZ-Verkehr Fahrradfahrer*innen gefährdet: „Der in der bisherigen Planung vorgesehene zusätzliche KFZ-Verkehr von 850 Fahrzeugen täglich ist inakzeptabel. Die Fahrzeuge würden größtenteils über den gerade in Planung befindlichen Radschnellweg 6, das Freiburg mit Emmendingen, Denzlingen und Waldkirch verbindet, fahren, was die Sicherheit der Radfahrenden gefährdet. Zusätzliche Bebauung in dieser Lage könnte allerhöchstens autofrei realisiert werden. Durch den Radschnellweg ist die Anbindung an das Radnetz si-chergestellt und ein S-Bahn-Halt befindet sich in weniger als 10 Minuten Fußlaufweite.“ Durch das Neubaugebiet Zähringer Höhe wird der RS6, ein Leuchtturmprojekt zukunftsgerichteter Mobilität gefährdet und entwertet.
Umweltverbände prüfen weitere Schritte
„Und weil alles gegen die Bebauung der Zähringer Höhe spricht, wird das Bündnis Das ist die Höhe – sollte der Freiburger Gemeinderat das Vorhaben nicht doch noch zurücknehmen – alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen, um dem Bebauungsplan entgegenzutreten“, sagt Ralf Schmidt vom NABU Freiburg. Gegen die Bebauung der Zähringer Höhe engagieren sich unter anderem: BUND, NABU, LNV, Plan B, VCD.
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1. Alle Zitate stammen aus dem Klima- und Artenschutzmanifest der Stadt Freiburg: https://www.freiburg.de/pb/,Lde/1485424.html (Abruf: 27.10.25)