
Die Zähringer Höhe muss unbebaut bleiben
Freiburger Naturschutzverbände äußern sich zu umstrittenem Baugebiet
Die in Freiburg aktiven Naturschutzverbände BUND, NABU und LNV lehnen die vor der Stadt geplante Bebauung der Freiflächen im Gewann „Höhe“ bei Zähringen ab. Alle drei Verbände haben sich im in den letzten Monaten abgelaufenen Genehmigungsverfahren mit dem Bebauungsplan intensiv beschäftigt und ausführliche Stellungnahmen verfasst, die der Stadt bereits schriftlich vorliegen.
Darin kommen sie zur der Überzeugung, dass die Überbauung des Geländes aus ökologischen Gründen nicht tragbar wäre. Der Verlust an vielfältiger Freiflächen mit schützenswerten Biotopen und Artvorkommen ist für die Verbände nicht hinnehmbar. Auch mit dem „Ausgleich“, der die Eingriff und die Einbußen an naturnahen Flächen kompensieren soll, sind die Verbände nicht zufrieden, denn die fachlichen Grundlagen für der Planung (z. B. die ökologischen Gutachten) sind fehlerhaft.
BUND Freiburg: Gerechte und nachhaltige Stadtentwicklung gewährleisten
„Es gibt viel Gründe, weshalb wir uns gegen das Baugebiet aussprechen. Der BUND Freiburg ist der Ansicht, dass die Umsetzung des Bebauungsplans „Höhe“ zu erheblichen Beeinträchtigungen vieler Schutzgüter führt und auch negative Auswirkungen auf die Wohnungssituation in Freiburg zur Folge hat“, gibt Mascha Klein zu bedenken. Indizien weisen darauf hin, dass es bereits in frühen Planungsphasen zu inakzeptabel Grundstücksspekulationen kam. Diese machen es schwierig, eine gerechte, nachhaltige und sozial verantwortliche Stadtentwicklung zu gewährleisten. Das Baugebiet kann mit lediglich 300 Wohneinheiten nur einen begrenzten Beitrag zur Bereitstellung von Wohnraum leisten. Obwohl in Freiburg vor allem günstiger und bezahlbarer Wohnraum notwendig ist, sollen auf der „Höhe“ nur 20% sozialgebundener Wohnraum entstehen – damit kann Freiburgs Wohnungsnot kaum gelindert werden.
Darüber hinaus liegt das Baugebiet in verkehrstechnisch schwieriger Lage – weit weg vom in Freiburg eigentlich attraktiven ÖPNV.
Ein klimaökologische Gutachten belegt, dass die geplante Bebauung zur Verschlechterung der lokalen Klimas in Zähringen führt. Dies wird sich besonders im Hinblick auf die sich verschärfenden Klimakrise negativ auf den ganzen Stadtteil auswirken.
NABU Freiburg: Ökologische Flächen auf der Zähringer „Höhe“ schützen
Die Flächen auf der „Höhe“ sind Lebensraum zahlreicher streng geschützter Arten – darunter Grauspecht, Gartenrotschwanz, Neuntöter und Wendehals – und erfüllen eine zentrale Funktion für das innerstädtische Klima, die Biodiversität und die Naherholung. Eine Bebauung würde irreversible Schäden an Streuobstwiesen und artenreichen Biotopen verursachen – und das, obwohl alternative Flächen mit deutlich geringerer ökologischer Belastung vorhanden sind. „Wer die Zähringer Höhe bebaut, gefährdet nicht nur geschützte Arten, sondern auch die Glaubwürdigkeit der städtischen Nachhaltigkeitsziele“, erklärt Ralf Schmidt, 1. Vorsitzender des NABU Freiburg. „Die Höhe ist ein ökologisches Juwel – Heimat geschützter Arten, Klimapuffer und Naherholungsraum. Dass gerade diese Fläche bebaut werden soll, obwohl alternative Standorte vorhanden sind, widerspricht allen Grundsätzen nachhaltiger Stadtentwicklung.“
Statt wertvolle Natur zu opfern, braucht es nach Ansicht des NABU einen transparenten Diskurs über das tatsächliche Wohnraumpotenzial bestehender Projekte – darunter Dietenbach, Güterbahnhof Nord und Zähringen Nord – und eine vorausschauende Innenentwicklung, die Lebensqualität und Umwelt in Einklang bringt.
Plan B e.V.: Planung auf der „Höhe“ mit städtischen Leitlinien nicht vereinbar
Ralf Schmidt spricht auch für Plan B e.V. Freiburg, einen Verein, der sich seit Jahren für die Erhaltung von Grünflächen und urbanen Freiräumen einsetzt.
Der Verein hat gravierende Einwände gegen die Bebauung der „Höhe“. Er kritisiert die Planung, weil sie über bestehende naturschutzrechtliche Verbote und Schutzbestimmungen hinweggeht, die eine Nutzung des Geländes eigentlich verhindern. Auch steht das Projekt nicht im Einklang mit einer nachhaltigen Stadt- und Mobilitätsentwicklung, sondern zementiert verkehrsintensive Strukturen. Dazu sagt Ralf Schmidt: „Das geplante Wohngebiet auf der „Höhe“ widerspricht zentralen Prinzipien des Natur- und Artenschutzes. Wir fordern, dass die Stadt Freiburg ihre Verantwortung ernst nimmt und die Planung zurücknimmt.“
LNV – Auf der „Höhe“ eine vielfältige Landschaft am Stadtrand erhalten
Der Landesnaturschutzverband (LNV) legt besonderen Wert auf die Landschaft auf der Zähringer Höhe. Der Freiraum zwischen Zähringen und dem Gundelfinger Ortsteil Wildtal ist ein erstaunlich vielfältiger Landschaftsraum, der von der Zähringer Bevölkerung als Naherholungsraum sehr geschätzt wird. „Das Gelände auf der „Höhe“ ist aus Sicht des LNV sehr wertvoll. Es würde sich hervorragend eignen, Ausgleichsmaßnahmen von anderen, schon beschlossenen Freiburger Baumaßnahmen hierher zu verlagern, um die Biotopvielfalt zu steigern,“ schlägt P. Lutz vor. Schnelle Erfolge wären sicher, denn in Gebieten mit einiger Vielfalt reagieren die vorhandenen Arten meist gut auf die sie fördernde Maßnahmen. Die „Höhe“ ließe sich zu einer stadtnahen Biotopentwicklungszone machen. Sie sollte dann auch in das angrenzende Landschaftsschutzgebiet angegliedert werden. Dadurch bekämen Natur und Bevölkerung etwas Wertvolles“, so P. Lutz abschließend.
Die Verbände fordern die Stadt auf, auf eine Bebauung auf der „Höhe“ zu verzichten oder das Projekt zurückzuziehen und neu zu überdenken. Die vorgebrachten Bedenken gegen die Nutzung als Wohngebiet sind gravierend. Eine Bebauungsplanung aus den 1970er Jahren, entstanden unter völlig anderen Gegebenheiten, kann nicht die aktuellen ökologischen Anforderungen erfüllen. Heute benötigen wir diese Flächen als CO2-Speicher, zur Retention der Niederschläge, zur Erhaltung der Artenvielfalt, zum Klimaausgleich und zur Naherholung seiner BewohnerInnen. Die „Höhe“ muss als Freiraum erhalten bleiben Die Verbände beurteilen das Projekt als „Raubbau“ an der stadtnahen Natur, von der es immer weniger gibt. Freiburg braucht Freiraum – auch in unmittelbarer Umgebung der Stadt!
Mascha Klein
BUND Freiburg
Ralf Schmidt
NABU Freiburg
und
Plan B e. V.
Peter Lutz
LNV-Arbeitskreis
Freiburg-Kaiserstuhl